Zusammen mit unserem Generalplanerteam haben wir für unseren Beitrag zum zweiphasigen Planungswettbewerb für den Neubau des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München Großhadern den 3. Preis erhalten!
Für die einmalige Chance des beinahe kompletten Neubaus eines der bedeutendsten Universitätsklinika Europas zeigt LUDES Konzept die Vision eines neuen, menschlichen Klinikums Großhadern auf, das von der ungeliebten und unmenschlichen Maschinenästhetik des Krankenhauses abrückt und zum Ziel hat Menschlichkeit, höchste Funktionalität und gestalterischen Anspruch in Einklang zu bringen.
Dazu setzt LUDES auf eine neue, moderne Krankenhaustypologie und vollzieht eine bewusste Abkehr von der Gebäudetypologie, die in der Zielplanung von 2018 für den Campus Großhadern bereits schematisch aufgezeigt wurde: Der „Kammstruktur“. Bei dieser eher maschinenartigen Krankenhaustypologie werden die Patientenzimmer in regalartigen Riegeln gestapelt und zueinander anstatt in die freie Umgebung ausgerichtet und verlieren damit den Bezug sowie den Ausblick in die Umwelt. Gerade an einem attraktiven Ort wie dem Campus Großhadern mit seinen weiten Blicken insbesondere nach Süden in die Alpen und ausreichenden Flächenressourcen erscheint dieser Typus, der in der Regel eher notgedrungen in räumlich stärker beengten Situationen zur Anwendung kommt, ungeeignet.
Die Umsetzung dieser Struktur aus der Zielplanung würde aus Sicht von LUDES bereits im Vergleich zum bestehenden Bettenhaus aus den 70er Jahren – dem sogenannten „Toaster“ von Großhadern -, der trotz zahlreicher baulicher und technischer Mängel in der Ausrichtung seiner Patientenzimmer mit freiem Blick auf die Alpen und die Stadt München große Qualitäten besitzt, einen erheblichen Rückschritt in der Qualität und Attraktivität der Pflegestruktur für die über 1500 Betten des neuen Krankenhauses bedeuten.
Das städtebauliche Konzept von LUDES sieht dahingegen entsprechend der fünf neuen, medizinischen Zentren fünf sogenannte „Pflegetürme“ vor, die auf einem begrünten Funktionssockel frei versetzt platziert werden und sich gegenseitig nicht den Blick blockieren. Diese fünf höhengestaffelten und spannungsreich platzierten Baukörper bilden das neue, unverwechselbare und weithin sichtbare Signet des Klinikums. Die dynamische städtebauliche Komposition der fünf Türme trägt ein dem Klinikum angemessen selbstbewusstes und doch menschliches Bild nach außen. In den Pflegetürmen werden alle Patientenzimmer nach Außen in die freie Umgebung mit Blick auf die Stadt München und die Alpen ausgerichtet, anstatt sich wie in der Kammstruktur der Zielplanung angedacht gegenseitig anzusehen.
Der filigran gestaltete, nur zweigeschossige Sockelbau erdrückt den Besucher und Patienten nicht mit seiner Baumasse, sondern nimmt in seiner Höhe und Niederschwelligkeit den menschlichen Maßstab auf und trägt somit zum menschlichen Bild des Klinikums bei. Ein leichtes, weit spannendes Vordach über die gesamte östliche Stirnseite des Baukörpers bildet eine großzügige, einladende Geste zur Markierung des neuen Haupteingangs. Dieser bildet den Auftakt der zweigeschossigen, lichtdurchfluteten Magistrale, die sich entlang eines großen durchlaufenden Gartenhofes – der „grünen Fuge“ – von Ost nach West durch das gesamte Gebäude spannt und beste Voraussetzungen für eine einfache Orientierung für Besucher und Patienten schafft. Die vorgeschlagenen Fassaden kleiden die Baukörper in ein filigranes Gewand, das Leichtigkeit und Helligkeit schafft und dem Klinikum ein unverwechselbares und architektonisch prägnantes, neues Gesicht gibt.
Der Wettbewerb umfasste im Ideenteil die städtebauliche Planung für die bauabschnittsweise Gesamtneubaukonzeption des Universitätsklinikums. Im Realisierungsteil wird der erste Bauabschnitt des Großprojekts konkretisiert. In dessen Rahmen entstehen drei Zentren auf einer Fläche von insgesamt rund 70.000 m². Dieser erste Bauabschnitt deckt rund 60 Prozent des gesamten Bauvolumens des neuen Klinikums ab. Der Freistaat investiert in diesen ersten Bauabschnitt rund eine Milliarde Euro.
Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte: „Jeder der drei Siegerentwürfe bietet ein vielversprechendes und überzeugendes Modell für die neuen Klinikgebäude in Großhadern. Sie alle zeigen eine echte Vision, wie medizinische Forschung und hochmoderne Patientenversorgung im 21. Jahrhundert aussehen können. Sie bieten der Belegschaft erstklassige Rahmenbedingungen für ihren Dienst am Menschen und den Patientinnen und Patienten optimale Voraussetzungen für ihre Behandlung. Zudem werden sie den hohen baulichen Ansprüchen und Anforderungen an ein Universitätsklinikum der Zukunft gerecht und werten gleichzeitig das städtebauliche Bild auf. Mit diesem Milliardenprojekt sichern wir Zukunft – für die Patientinnen und Patienten ebenso wie für die gesamte Belegschaft.“
Prof. Dr. Karl-Walter Jauch, ehemaliger Ärztlicher Direktor des LMU Klinikums München und Jurymitglied, ergänzt: „Mit den Siegerentwürfen können wir die Ziele einer patientenorientierten Medizin mit wohltuender Atmosphäre für Patienten wie Mitarbeiter bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Funktionalität und kurzen Wegen umsetzen.“